Navigation: Orientierung mit Karte und Kompass

Die Karte einnorden

Um sich im Freien orientieren zu können, ist in erster Linie die Sonne ein wichtiger Bezugspunkt. Vielleicht erinnert ihr euch noch an den Merksatz in der Schule: „Im Osten geht die Sonne auf, im Süden steigt sie hoch hinauf, im Westen wird sie untergehn, im Norden ist sie nie zu sehn“. Somit kann der Sonnenstand zu bestimmten Tageszeiten eine Orientierungshilfe für die Himmelsrichtung sein. Am Morgen geht gegen 6 Uhr die Sonne im Osten auf, mittags um etwa 12 Uhr steht sie im Süden und am Abend, um 18 Uhr geht sie im Westen unter.

Die Himmelsrichtung können aber auch andere Merkmale der Natur anzeigen. So befindet sich die Wetterseite von frei stehenden Objekten im Nordwesten. Die Rinde eines einzeln stehenden Baumes ist auf der Wetterseite häufig rissig und bemoost (Grünfärbung). Sonnenblumen drehen ihre Köpfe tagsüber immer mit der Sonne mit. Die Steine, welche die Landesvermessung zur Markierung der Trigonometrischen Punkte in die Erde einsetzt, tragen auf der Südseite das eingemeißelte Kürzel „TP“, auf der Nordseite ein eingemeißeltes Dreieck.

Karten sind immer nach Norden ausgerichtet. Gibt es auf einer Karte keine diesbezüglichen Angaben (zum Beispiel einen Pfeil, der die Richtung Norden anzeigt), ist auf der Karte in Leserichtung Norden immer oben und Süden immer unten.

Am einfachsten ist es, sich mit einem Kompass zu orientieren. Die Kompassnadel zeigt immer nach Norden. Legt das „N“ des Kompasses so auf die Wanderkarte, dass die Ortsbeschriftungen lesbar sind. Nun richtet ihr diesen auf das UTM-Gitter bzw. im rechten Winkel zu einem Ortsnamen aus. Dreht euch anschließend mit angelegtem Kompass und Karte um eure eigene Achse bis die Kompassnadel in Richtung Norden zeigt. Die Karte ist nun eingenordet und ihr könnt die Himmelsrichtungen bestimmen.

Ihr habt keinen Kompass zur Hand und möchtet die Wanderkarte einnorden? Dann sucht euch in der Umgebung einen markanten Punkt (Kirchturm, Burg, Seilbahn, Einzelgehöft), der auch in der Karte zu finden ist. Zieht auf der Karte zwischen dem eigenen Standpunkt und dem Orientierungspunkt eine Linie. Wenn ihr euch nun mit der Karte dreht, sodass die Linie auf der Karte sich Richtung markanten Punkt im Gelände verlängert, ist die Karte eingenordet.

Kreuzpeilung ohne Kompass

Um den eigenen Standort in der Natur zu bestimmen, eignen sich am besten GPS-Geräte oder Wanderkarten-Apps. Die Geräte werden mittels Satelliten geortet, wodurch der Standort festgestellt werden kann. Aufgrund zu dichter Bebauung oder eines zu dichten Blätterdaches im Wald können die Signale jedoch nicht empfangen werden. Auch kann der Akku leer sein. Deshalb ist es wichtig, auch ohne ein technisches Hilfsmittel den eigenen Standort bestimmen zu können.

Zuerst richtet ihr die Karte, wie beschrieben, Richtung Norden aus. Danach sucht ihr euch in unmittelbarer Umgebung in der Natur einen markanten Punkt (Kirchturm, Einzelgehöft, Brücke, etc.). In Sichtlinie zu diesem Punkt versucht ihr einen weiteren Orientierungspunkt zu finden. Beide Punkte verbindet ihr auf der Karte mit einer Linie. Versucht nun in einem Winkel von 90° zwei weitere Objekte zu finden, die ebenfalls auf der Karte mit einer Linie verbunden werden. Dort, wo sich diese beiden Linien auf der Wanderkarte kreuzen, befindet sich euer eigener Standort. Dies ist allerdings mitunter recht ungenau und nur für die grobe Standortbestimmung brauchbar. Exakter kann man seinen Standort per Kreuzpeilung mit Kompass (Rückwärts Einschneiden) bestimmen.

Rückwärts Einschneiden oder Kreuzpeilung mit dem Kompass (funktioniert am Besten mit einem Peilkompass)

Militärischer Marschkompass:

Angenommen ihr wolltet beim Wandern eine Abkürzung nehmen, seid querfeldein gewandert und habt euch gänzlich verlaufen, wisst also nicht mehr genau wo ihr seid. Dabei habt ihr eine Karte des entsprechendem Gebiet und euren Peilkompass.

Auch hier nordet ihr die Karte möglichst genau ein. Dazu legt ihr die Karte hin, legt euren Kompass an eine der senkrechten UTM-Rasterlinien und dreht Beides solange bis die Kompassnadel auf Norden zeigt. Die Karte ist eingenordet.

Nun seht ihr euch rechter Hand nach markanten Geländepunkten um, das kann wieder ein einzelnes Gehöft, ein Turm, eine Kirche oder Burg sein. Diesen Fixpunkt vergleicht ihr auf der Karte. Dann peilt ihr mit dem Peilkompass den Fixpunkt im Gelände an und lest die Gradzahl (Azimut) ab welche ihr am Nordpunkt des Kompasses zu sehen ist. Jetzt legt ihr den Kompass auf der Karte an dem Fixpunkt, den ihr aus der Natur gefunden habt, an und dreht den Kompass (nicht die Karte!!) solange, bis ihr die abgelesene Gradzahl wieder am Nordpunkt des Kompasses seht und zieht eine Linie. Genauso verfahrt ihr linker Hand. Wo sich die beiden Linien kreuzen befindet sich euer Standort.

Suunto und Recta Kompasse:

Hier funktioniert das Peilen etwas anders. Ihr peilt den markanten Punkt an und müsst dabei die Kompassdose solange drehen bis die Nordmarken parallel zum Nordpfeil der Kompassnadel stehen. Dann könnt ihr am Nordpunkt des Kompasses die Gradzahl (Azimut) ablesen. Beim Übertrag der Linien auf die Karte muss man den Kompass wieder so ausrichten, dass Kompassnadel und Nordmarken Parallelen bilden.

Die Marschzahl

Hierfür ist nur ein Kompass nötig, keine Karte.

Szenenwechsel, ihr steht auf einer Anhöhe und wollt auf der anderen Seite des Tals einen festen Punkt erreichen, ohne im Kreis zu laufen. Der Fixpunkt ist zwar von eurem Standort sichtbar, aber nicht vom Tal aus, das ihr durchlaufen müsst.

Hier hilft euch die Marschzahl. Ihr nehmt also euren Kompass und peilt den zu erreichenden Punkt an und lest die Gradzahl am Nordpunkt eures Kompasses ab. Diese Gradzahl ist nun euer Richtungsweiser (Marschzahl). Alle paar Meter schaut ihr nun auf den Kompass und korrigiert entsprechend eure Gehrichtung. So kommt ihr je nachdem wie genau ihr arbeitet, genau zum gewünschten Punkt.

Marschzahl mit Karte und Kompass bestimmen

Auch hier muss die Karte eingenordet sein. Ihr könnt die Marschzahl auch bestimmen, ohne euer Ziel zu sehen. Ihr braucht dazu euren genauen Standort auf der Karte und das Ziel auf das ihr euch hinbewegen wollt. Der Kompass wird einfach in Luftlinie zwischen diesen beiden Punkten gelegt und die Marschzahl am Nordpunkt des Kompasses abgelesen.

Bei Suunto und Recta Kompassen müsst ihr die Kompassdose wieder soweit drehen bis die Nordmarken parallel zum Nordpfeil der Kompassnadel verlaufen.

Kartennetz (UTM-Raster)

Beim Anblick einer Wanderkarte fallen dem aufmerksamen Betrachter bestimmt das regelmäßige Gitter und die kleinen Zahlen am Rande der Karte ins Auge. Dabei handelt es sich um ein Koordinatensystem, das hilft, den eigenen Stand- oder Zielpunkt exakt zu bestimmen. Bei einem Notfall kann es lebensrettend sein, um den Einsatzkräften die jeweiligen Koordinaten durchgeben zu können.

Deklinationskorrektur

Wir habe auf der Erde zwei Nordpole, einen magnetischen und einen geographischen. Beide sitzen nicht zusammen, sonder sind recht weit voneinander entfernt. Der Winkel den die beiden Pole von meinem Standort aus gesehen bestimmen, nennt man Deklination. Erschwerend kommt hinzu, dass der magnetische Nordpol wandert. Unsere Karten sind nach dem geographischen Nordpol ausgerichtet, die Kompassnadel richtet sich aber, grob gesagt, nach dem magnetischen Nordpol aus. Bei Kompassen von Suunto und Recta kann man die Deklinationskorrektur einstellen. Sie sind somit global einsetzbar, der militärische Marschkompass hingegen nur auf der nördlichen Erdhalbkugel.

Interessant ist die Deklinationskorrektur für Globetrotter die weltweit unterwegs sind. In Deutschland kann man die Deklinationskorrektur vernachlässigen. Wer sich näher für die Deklination interessiert kann sich auf der Webseite des deutschen geologischen Forschungszentrum informieren.

Text und Erfahrungsbericht von Thomas Spänle, Blog: Thomas & Chrissy on Tour

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